Bauernflaschenzug, Neptundreizack und Abseilspinne

Text & Fotos: Anne Zeller

Was wie ein Zauberspruch aus der Hexenküche klingen mag, ist tatsächlich Inhalt einer Fortbildung zum Thema Bergrettung am Fels für sieben Tourenleiter unserer Sektion. Am ersten sommerlichen Wochenende, 20.-21. Mai, treffen wir uns morgens an der Kletterhalle in Tölz mit unserem Bergführer Flo. Zum Glück haben uns die Hallenverantwortlichen einen Sektor im Außenbereich reserviert, denn so können wir das schöne Wetter ein wenig genießen – nebenbei genießen, wohlgemerkt, denn für den Liegestuhl bleibt keine Zeit:

Flo zeigt uns in den zwei Tagen viele Techniken, wie wir jemand retten können, der im steilen Gelände oder in einer Felswand beim Klettern verunglückt ist: Wir fixieren einen gestürzten Nachsteiger mittels Schleifknoten und klettern am Seil zu ihm ab. Wir lassen einen Retter und eine verletzte Person gleichzeitig mit dem doppelten HMS, der wir ein Neptun-Dreizack aussieht, bis zum nächsten Stand ab. Wir nutzen unser Körpergewicht, um jemand nach oben zu ziehen. Wir seilen uns mit einer bewusstlosen Person am Rücken per Abseilspinne bis zum Wandfuß ab. Flo macht alle Techniken, Knoten, Aufbauten vor und wir dürfen zunächst am Boden oder in 1-2 Meter Höhe üben. Danach geht’s weiter rauf und so mancher schwitzt jetzt nicht nur wegen der prallen Sonne… Wie ging nochmal der Schleifknoten? Warum klemmt jetzt der Bauernflaschenzug? Oh, ich habe zu wenig Schrauber dabei…

Am Ende der beiden Tage rauchen nicht nur die Armmuskeln, sondern auch die Köpfe. Es war eine intensive, lehrreiche, wichtige und auch demütig machende Fortbildung. Wir haben nun noch größeren Respekt vor der Leistung der Bergwacht. Und wir sind uns bewusst, dass es ein langer (Übungs-) Weg ist, um diese Techniken routiniert in Stresssituationen einsetzen zu können. Dennoch hat jeder von uns viel gelernt für seine Touren, privat und für die Sektion. Und Spaß hat es trotz des ernsthaften Settings auch gemacht!