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Gipfeltaufe in der Jachenau

Text und Bil­der: Ge­org Walz

06.12.2017

Zwan­zig Berg­freun­de be­glei­ten heu­te den Hans auf sei­ner Tour auf einen na­men­lo­sen Gip­fel in der Ja­chenau. Beim Schüt­zen­haus wer­den die Au­tos ge­parkt. Dann geht es los. Am Park­plat­zen­de ge­hen wir über die Brücke, die uns auf die an­de­re Sei­te der Klei­nen Lai­ne bringt.

Ein schö­ner Wald­steig führt leicht an­stei­gend ent­lang der Großen Lai­ne, die zu­neh­mend in der Tie­fe ver­schwin­det. An den Ascher­wie­sen ver­las­sen wir den schat­ti­gen Berg­wald und ge­hen auf dem brei­ten Fahr­weg wei­ter. Hier liegt ein um­ge­stürz­ter Baum mit­tig im Weg, den wir durch­stei­gen müs­sen. Beim zwei­ten Ab­zweig zeigt uns das Schild Was­ser­fall den rich­ti­gen Wei­ter­weg. Jetzt ge­hen wir wie­der ober­halb der Großen Lai­ne auf ei­nem Steig wei­ter in nörd­li­cher Rich­tung. Stei­le­re Ab­brü­che sind gut ge­si­chert. Ei­ne luf­ti­ge Brücke bringt uns auf die an­de­re Sei­te des Lai­ne Ba­ches. Schön an­zu­schau­en sind die großen Block­fel­sen, die im Bach­bett lie­gen und auf ge­wal­ti­ge Kräf­te hin­deu­ten. Wir er­rei­chen die Lain­lstra­ße und ge­hen auf die­sem Fahr­weg, ent­lang des Bu­chen­wal­des, wei­ter. Vor­bei an der Ab­zwei­gung zur Rap­pin­klamm und den bei­den Kreu­zen, die an dem großen Fel­sen rechts da­von be­fes­tigt sind. Nach ei­ner Kur­ve kom­men wir zur Lain­lalm. Durch das Wei­de­gat­ter geht es ent­lang vom Alm­ge­bäu­de auf die Alm­wie­sen hin­aus. Über den Wie­sen­an­ger geht es wie­der leicht an­stei­gend, an dem Glas­bach ent­lang. Kurz vor dem großen Was­ser­fall ge­hen wir über ei­ne schma­le Weg­stel­le hin­weg, die zum großen Teil nach un­ten ab­ge­rutscht ist. Zwan­zig Mi­nu­ten spä­ter taucht vor uns der Glas­bach Was­ser­fall auf. Hier woll­te ich ein schö­nes Was­ser­fall-Grup­pen­fo­to ma­chen. Als ich beim Was­ser­fall an­kom­me, be­fin­det sich der Groß­teil der Grup­pe be­reits im An­stieg nach dem Was­ser­fall. Zu dritt ge­hen wir nach un­ten und be­stau­nen die über die Fel­sen her­ab­fal­len­de Gischt. Un­se­re Ro­te La­ter­ne, der Ro­land, der heu­te die Auf­ga­be des Lum­pen­samm­lers über­nom­men hat, mahnt uns zum wei­ter­ge­hen.

Jetzt geht es steil nach oben und die Schweiß­per­len trop­fen auf den schma­len Steig, der auf der rech­ten Sei­te des Was­ser­falls, oh­ne Schat­ten berg­auf führt. Un­er­reich­ba­re Gum­pen, in die wil­de Was­ser­fäl­le ihr Was­ser ent­las­sen, la­den tief un­ten zur Ab­küh­lung ein. Die von stei­len Gras­wän­den be­grenz­te Schlucht er­mög­licht im­mer wie­der schö­ne Ein­bli­cke. Als der Steig sich zu­rück­legt und auf ei­ne Ge­län­de­kan­te hin­aus­läuft, ma­chen wir ei­ne ers­te Rast. Hier fin­den wir ei­ne schwar­ze Heu­schre­cke. Als sie die Flü­gel hebt kommt dar­un­ter ei­ne feu­er­ro­te Warn­far­be zum Vor­schein.

Im Schat­ten des Wal­des geht es fla­cher ober­halb vom Glas­bach wei­ter. Nach der Pe­te­rer Alm, an der wir un­ter­halb vor­bei­ge­hen, geht es leicht ab­wärts. Bei der Weg­kreu­zung tref­fen wir auf Wan­de­rer, die vom Ma­ri­en­platz in Mün­chen auf dem Weg zum Mar­kus­platz nach Ve­ne­dig sind. Lud­wig Graß­ler ist all ge­gen­wär­tig. Wir hal­ten uns links und que­ren dann über den seit­li­chen Bach­lauf, der in den Glas­bach mün­det. Da­nach geht der Steig wie­der, ste­tig an­stei­gend, am nicht mehr so wil­den Glas­bach ent­lang. Wir tref­fen auf ei­ne brei­te Forst­stra­ße, die wir über­que­ren und auf dem Steig zur Glas­wand wei­ter­ge­hen. Jetzt wird der Weg un­deut­lich und die Stei­gung nimmt zu. Fels­blö­cke ra­gen aus dem Wald­bo­den. Hier tref­fen wir er­neut Wan­de­rer, die al­ler­dings nicht nach Ve­ne­dig ge­hen, son­dern auf dem Am­mer­weg sind. Mich be­ein­druckt der Hund, der mit sei­nem Frau­le un­ter­wegs ist und sein Ge­päck selbst trägt. Wir que­ren ei­ne wei­te­re Fahr­stra­ße und ich bin nicht als Ein­zi­ger der Mei­nung, dass der Weg nach oben noch­mals aufs­teilt. Et­wa sech­zig Hö­hen­me­ter un­ter­halb der Glas­wand­schar­te er­rei­chen wir aber­mals ei­ne Forst­stra­ße. Die­se ein kur­z­es Stück ent­lang, bis ein gut aus­ge­bau­ter Wald­steig auf ei­ner Hö­hen­li­nie nach Wes­ten ab­ge­ht. Bei et­wa 1215 m ver­las­sen wir den Wald­be­reich und kom­men auf ei­nem Gras­bu­ckel an, der mit ei­nem Stahl­mast ver­schan­delt ist. Wir fol­gen den sanf­ten Wel­len der Gras­bu­ckel­wie­sen. Hier se­he ich ei­ne Sil­ber-Dis­tel-Zwil­lings­blü­te. Be­vor wir den na­men­lo­sen Gip­fel ober­halb der Acha­la Al­pe er­rei­chen, geht es in ei­ne Wie­sen­sen­ke hin­un­ter.

Be­reits hier bie­tet sich ein schö­nes Gip­fel­pan­ora­ma auf die um­lie­gen­den be­kann­ten Berg­gip­fel, wie Be­ne­dik­ten­wand, Ra­ben­kopf, Hirsch­hörndl, Joch­berg und den Staf­fel, um nur die na­he lie­gen­den zu er­wäh­nen. We­ni­ge Me­ter An­stieg und der na­men­lo­se Gupf (run­de Er­he­bung), mit Gip­fel­kreuz und Bank ist er­klom­men. Hier er­war­tet uns ei­ne schö­ne Über­ra­schung. Un­ser Wan­der­lei­ter Hans hat die Idee, dem na­men­lo­sen Gupf einen Na­men zu ver­lei­hen. Ei­ne Gip­fel­tau­fe steht an. Aus zwei mög­li­chen Na­men ent­schei­det sich un­se­re Grup­pe für Ha-Sen Gupf. Was im ers­ten Mo­ment chi­ne­sisch klingt, wird sehr schnell in die Baye­ri­sche Spra­che über­setzt. Hans-Se­nio­ren Gip­fel. Wir sind be­geis­tert. Nach dem das Na­mens­schild am Gip­fel­kreuz an­ge­bracht ist, stei­gert sich die Be­geis­te­rung. Hans und Lenz pa­cken ih­re Flach­män­ner und Schnaps­glasl auf dem Tisch der Acha­la Al­pe aus und schen­ken für je­den ein Tauf­schnap­serl ein. Ei­ne Gip­fel­tau­fe muss wür­de­voll be­gos­sen wer­den. Wir sto­ßen auf den Ha-Sen Gupf an und Lenz spielt auf sei­nem Flü­gel­horn auf.
Ist es das Schnap­serl, das herr­li­che Pan­ora­ma oder das schö­ne Berg­wet­ter das ein Wei­ter­ge­hen fast un­mög­lich macht? Doch es hilft nichts. Wir müs­sen wei­ter, wenn es am Schöns­ten ist.

Wir ge­hen we­ni­ge Me­ter nach un­ten zur Acha­la Alm. An die­ser vor­bei und auf ei­nem Wald­steig wei­ter ab­wärts bis wir die brei­te Fahr­stra­ße er­rei­chen. Die­ser fol­gen wir bis zu Lain­lalm. Dort be­sich­ti­gen wir in der Alm­wie­se die al­ten Fun­da­ment­stei­ne ei­ner frü­he­ren Alm­hüt­te. Hier sind ver­stei­ner­te Kuhtritt­mu­scheln (Me­ga­do­lon­ten) aus der Zeit der Tri­as zu se­hen, die 200 bis 230 Mil­lio­nen Jah­re alt sind.

Ob­wohl ei­ni­ge be­reits hier ein­keh­ren möch­ten, mahnt un­ser Hans zum Wei­ter­ge­hen. Beim Ab­zweig zur Rap­pin­klamm wir d ei­ne Trink­pau­se ein­ge­legt. Un­ser Wig­gerl ist so fer­tig, dass er auf der schma­len Brücke lang ge­streckt aus­ruht. An­de­re wie­der­um er­fri­schen sich am küh­len Was­ser der Großen Lai­ne oder spie­len Lo­re­ley auf dem Fel­sen im Bach.

Dann geht es auf be­kann­tem Weg zu­rück zum Ort Ja­chenau und zur Ein­kehr in das Schüt­zen­haus. Ein jun­ger Mann, der in den Fe­ri­en jobbt, ist dem An­sturm nicht ge­wach­sen. Wer kann auch ah­nen, dass zwan­zig Kaf­fee-durs­ti­ge und Ku­chen-hung­ri­ge Berg­wan­de­rer der DAV-Sek­ti­on Wolfrats­hau­sen das Schüt­zen­haus stür­men.

Tour­dau­er 8 Std. / 14,8 km / 584 Hm / leich­te Berg­wan­de­rung