Vom Parkplatz in Wolfratshausen ging es am Donnerstag ganz früh mit dem DAV-Bus nach Madonna di Campiglio, wo wir uns mit unseren Rucksäcken per Grosté-Bahn auf 2446 m bringen ließen. Von dort ging es nach einem kleinen Umweg entlang des Sentiero Alfredo Benini und des Sentiero della Giacoma zum Rifugio Tuckett (2272m). Eigentlich hätte es noch eine Alternative zur Hütte gegeben, doch Petrus hat uns die Entscheidung bei einer kleinen Pause abgenommen und mit einem tiefen Grollen klar gemacht, dass wir besser den schnellsten Weg zur Hütte nehmen.
Die nächsten Tage sollte ebenfalls Petrus immer derjenige sein, der uns die Entscheidungen abnahm, wenn es darum ging noch einen weiteren Klettersteig in Angriff zu nehmen oder nicht.
Am Freitag starteten wir bei schönem Wetter über ein Schneefeld (bzw. Gletscherrest) zur Bocca del Tuckett (2649 m), wo der nächste Einstieg war. Es ging im 1-2er Gelände weiter hinauf bis die ersten Eisen kamen. Ab jetzt sollten uns wunderschöne Wege entlang von Bändern die nächsten Tage begleiten. Hin und wieder gab es Leitern in unterschiedlichster Länge zu ersteigen und oft war die Distanz zwischen uns und dem nächsten Talgrund ganz schön groß. Dem Sentiero Bocchette Alte folgte der Sentiero Umberto Quintavalle bis wir ein Stück zum Rifugio Alimonta (2591m) abstiegen. Wir hatten wieder alles richtig gemacht, waren früh genug an der Hütte, dass wir noch ein wenig die Sonne genießen konnte, bevor der Himmel seine Schleusen öffnete.
Am nächsten Morgen war wieder alles wie weggeblasen, aber der Wetterbericht verhieß leider kein richtig stabiles Wetter mehr. Wir stiegen zur Bocca d’Armi (2749m) auf und bei Sonnenschein in die Via delle Bocchette Centrale ein. Der Weg entlang an den Bändern mit Wolkenfetzen, die hin und wieder die Sicht auf andere Türme frei gaben, war ein tolles Schauspiel, bedeuteten aber auch, dass wir nicht wirklich wussten, was sich noch so hinter den Wolken verbarg. Senkrechte Leitern runter und an einem andern Klotz wieder hinauf brachten uns zur Bocca di Brenta (2549m) und auf dem Weg 318 zum Rifugio Pedrotti, das schon ziemlich in den Wolken verschwand. Wieder überlegten wir, wie denn unsere Tour weitergehen sollte: Normalweg oder Klettersteig? Kaum fingen die Köpfe an zu rauchen - besonders immer der von Anne - war die Entscheidung uns schon abgenommen: Anne wollte draußen kurz noch einmal den Wetterbericht nachsehen und schon fing es an zu regnen. So machten wir uns in Regen- und Graupelschauern auf dem Sentiero Palmieri Richtung Rifugio Silvio Agostini (2410m) auf den Weg.
Dort wurden erst einmal alle nassen Sachen im Trockenraum abgelegt, bevor es daran ging mit dem Abendessen fertig zu werden: Wir durften in zwei Hütten nicht nur das Essen auswählen, es waren auch mehrere Gänge, die einfach kaum zu bewältigen waren. Ein Lob an die Hüttenwirte - es war immer köstlich!
Und nun war eine Entscheidung aufgrund der Wettervorhersage zu fällen: Am nächsten Morgen noch einen Klettersteig zum Rifugio Brentei machen oder gleich ins Tal absteigen? Auch hier hat letzten Endes Petrus bzw. der Wetterbericht entschieden und wir machten uns gleich morgens zum Abstieg zur nächsten Hütte (Rifugio al Cacciatore, 1819m) bereit und wurden dort von einem sehr netten Taxifahrer abgeholt, der uns nur nicht bis San Lorenzo di Banale mit einem Jeep und dann komfortabel in einem Bus nach Madonna di Campiglio fuhr, sondern sich als super Reiseführer entpuppte und uns noch einiges über die Gegend erzählte.
Ein kurzer Stop in Clés ermöglichte uns noch gutes italienisches Eis und dann ging es ab über den Brenner Richtung Heimat. Da wir aber immer ein Stück vor der Schlechtwetterfront fuhren, konnten wir uns noch im Walchensee abfrischen und nutzten noch die Gelegenheit riesige Kuchenstücke in Kochel beim Giggerer zu verdrücken. Und wie sollte es anders sein: auch da wieder perfektes timing - wir waren noch nicht mal in Schlehdorf, als Kochel in einer sehr dunklen Regenwand verschwand.
Das Wetter lässt sich nun mal nicht wirklich planen, aber eine Tour schon: Noch einmal ein herzliches Dankeschön an Anne, die uns mit viel Ruhe und Weitsicht immer rechtzeitig in die Hütten gebracht hat und zudem tolle Klettersteige ausgesucht hat. Chapeau!!
Wiederholung absolut wünschenswert - wenn jeder zwei Eisenstifte Abstand hält! 😊