An der Sulzenau-Hütte empfingen uns Angelika und Loni, die schon einen Tag früher angereist waren. Am Abend wurde über das beliebte und durchaus kontrovers diskutierte Thema Gewichtsoptimierung des Rucksackes bei Hochtouren diskutiert. Loni und Angelika schleppten anscheindend viele Dinge mit, die nicht auf der Gepäckliste zu finden war, dazu später noch Details. Nach einem feinen Abendessen mit diversen Knödlvarianten erlaubte uns die Tourenleiterin Anne nach regelmäßigen Nachfragen um 21 Uhr in unser gemütliches 6er-Zimmerlager zum Schlafen zu gehen.
Die Nacht auf Samstag verlief ruhig, wenn man davon absieht, dass Heikos Nokia-Handy geschätztes Baujahr 2010, einige von uns um 1.30 Uhr aus dem Schlaf riss. Anschis Smartphone weckte uns dann zuverlässig um 5.45 Uhr, schließlich hatten wir eine 10-Stunden-Tour vor uns und Gewitterwarnung für den Nachmittag. Ein Alphornbläser mit seinem mobilen Wanderalphorn im Gepäck spielte uns zum pünklichen Abmarsch um 7 Uhr noch ein schönes Lied. Angeblich war er damit schon auf dem Mount Everest.
Vorbei an der Blauen Lacke ging es zum Einstieg auf den Fernerstuben Gletscher. Bis alle ihre Steigeisen fest an den Schuhen hatten (angeblich waren Modelle dabei, die nach der Tour bei der 150 Jahr-Ausstellung des DAV abgegeben wurden) und das Seil die richtige Anzahl an Knoten hatte (50 : 6 = ?), verging fast eine Stunde. Jetzt kam auch heraus, dass Mutter Angelika und Tochter Loni tatsächlich einen Bikini samt Badehandtuch im Gepäck mitschleppten! Anschi meinte dazu trocken: „Also ich hab halt Gamaschen dabei“. Tja, die hatten die beiden nicht im Rucksack. Vier von uns marschierten also ohne Bikini dafür mit Gamaschen, zwei von uns mit Bikini aber ohne Gamaschen frohgemut als 6er-Seilschaft über den Gletscher. Dabei fanden wir nicht nur ein verlorengegangenes Handy sondern auch einige im Schnee angedeutete Spalten. Am Ende von Eis und Schnee kletterten wir über die Lübecker Scharte bei strahlend blauen Himmel hinauf zum Wilden Freiger, der pünktlich zu unserer Ankunft komplett im Nebel verschwand. Wir waren trotzdem stolz und fotografierten halt in den Nebel hinein.
Abwärts über teilweise vereiste Schneefelder ging es nun Richtung Nürnberger Hütte. Da die Wolken hartnäckig tief unten blieben, ließen wir den Gipfel des Gamsspitzl links liegen. Sehr verblocktes Gelände mit vielen vermeintlich festen Steinplatten forderte nochmal über einige Stunden unsere volle Konzentration. Trotzdem erspähten wir nach nur 9 Stunden unser nächstes Nachtquartier, die Nürnberger Hütte. Kaffee und Kuchen auf der kurzzeitig sonnigen Terrasse päppelte uns schnell wieder auf. Am Abend gab es das beste Salatbuffet „ever“und noch mehr Knödlvarianten, auf die aber fast keiner mehr Lust hatte. Schnitzel, Kartoffeln und Kaiserschmarrn bester Qualität mit dunklen Franziskaner Weißbier(en) ließen wir uns schmecken, während es draußen blitzte, donnerte und heftig regnete. Schon um 21 Uhr beschlossen wir unsere eigene Hüttenruhe, machten das Nokia-Handy vorsorglich ganz aus und stellten am Smartphone den Wecker auf 6 Uhr.
6.30 Uhr. Unser Sonntagsfrühstück: Jeder konnte das bestellten, was sein Herz begehrte, von Sportlermüsli über kleines Frühstück oder nur eine Tasse Kaffee. Abmarsch um 7.15 Uhr, pünklich wie gewohnt von der gut erzogenen Gruppe, in Richtung Mairspitze. Es war bewölkt, aber trocken mit sehr feuchten Wegen. Und auf diesen saßen sie: übereinander, allein, geduckt, in Angriffsstellung, im Rückzug oder mitten auf dem Weg. 19 gezählte Salamander auf dem ansonsten wenig Konzentration fordernden Weg zur Mairspitze mit 2781 m. Oben machte es auf und man konnte tatsächlich, wenn man an seinem Handy die Einstellung gefunden hatte, wunderschöne Panoramaaufnahmen machen. Jetzt wanderten wir gut gelaunt abwärts zur geplanten Bade-Session am Bergsee Grünau. Keiner konnte es sich bei der kühlen Luft wirklich vorstellen, dort ins Wasser zu gehen, zumal vier keinen Bikini geschweige denn ein Badehandtuch im Gepäck hatten. Doch wir hatten Glück, die Sonne schien plötzlich kräftig, erwärmte uns und vielleicht den See und die Gamaschen-Fraktion sprang kurzerhand bikinilos zusammen mit der gamaschenlosen Bikini-Fraktion in den wunderschönen türkisblauen Bergsee. Ein Wanderer, der uns dort planschen sah, meinte: „Ihr seid doch ne Familie!“ Diese Vorstellung belustigte uns sehr. Leider wollte er seine Gedanken nicht näher ausführen.
Beim Weitergehen Richtung Sulzenau-Hütte erwischte uns doch noch ein Regen, der uns aber, sehr zur Freude von Anne, endlich mit dem Fund des 20. Lurchis beglückte. Ab unserer ersten Übernachtungshütte ging es auf bekannten Wegen abwärts am Wasserfall vorbei zur Sulzenaualm. Leicht durchnässt kehrten wir dort ein und erlebten in der von außen sehr urig aussehenden Hütte wunderliche Dinge: Männer mit nackten Oberkörpern, eine perfekt gestylte Bedienung, die eher auf das Oktoberfest gepasst hätte, Milchkännchen, die nach 2 Sekunden vom Tisch abgezogen wurden und teuren Kuchen. Aber alles schmeckte sehr fein und stärkte uns für die letzte Stunde Weg zurück zu unserem Auto, wo alle überlegten, was sie bei der nächsten Hochtour in ihre Rucksäcke packen würden.
Alles in allem eine gelungene Hochtour mit Anne (beste Tourenleiterin), Zeno, Angelika, Loni, Heiko und Anschi.
Danke dir, Anne, wir freuen uns schon auf die nächste Tour mit dir. :)