Von der Klause blicken wir ehrfürchtig nach oben zur highline 179, die das Tal in einer Höhe von 114 Metern überspannt. Im löchrigen, silbern glänzenden Brückensteg bewegen sich Schatten, die eilends darüber gehen. Unseren Wolfgang sperren wir als Schlossgespenst in den eisernen Käfig ein, der am Eingangstor zur Klause herum steht. Wie dies bei Gespenstern so ist, gelingt es ihm sich zu befreien. Langsam ansteigend geht der Weg im lichten Schatten des Bergwaldes nach oben. Vorbei an großen Schautafeln, auf denen der Wanderer zahlreiche historische Informationen, aber auch zur Sagenwelt lesen kann. Eine Viertelstunde später stehen wir etwas unterhalb der Burgruine Ehrenberg. Hier verlassen wir die Vergangenheit und gehen über die moderne Hängebrücke highline 179, die mit einer Länge von 406 Metern die Burgruine Ehrenberg mit dem Fort Claudia auf der gegenüberliegenden Seite verbindet. Der Blick in die Tiefe zur Klause ist phänomenal und so manchen beschleicht ein ungutes Gefühl, als das 70 Tonnen schwere und mit acht Felsankern befestigte Ungetüm, durch die Regelmäßigkeit der darüber gehenden Personengruppe sanft ins Schaukeln gerät. Auf der rechten Brückenseite hebt der Thaneller sein stahlgraues Felsmassiv in die Höhe. Auf der anderen Brückenseite zum Gruppenfoto aufgestellt.
Der Wiggerl hat sein Getränk im Auto unten am Parkplatz der Klause vergessen und entschließt sich nach unten zur Klause abzusteigen, um es zu holen und dann auf der anderen Seite zur Burg Ehrenberg wieder nach oben zu kommen.
Ein kurzer Anstieg nach oben zu den Mauerresten des Forts Claudia ist zu bewältigen. Auch im Fort zeugen die Mauerreste von der bewegten Vergangenheit. Die schmalen Schießscharten lassen erahnen, dass es turbulent und gefährlich zuging. Unser Lenz bläst mit seinem Jagdhorn zum sammeln und zum Aufbruch. Oder ist es ein Hallali auf die rühmliche Vergangenheit? Über die Hängebrücke geht es zurück zur Burg Ehrenberg. Jetzt wird auch diese von uns gestürmt und erobert. Im Inneren geht es zunächst nur aufwärts. Die Bewohner der Burg müssen fit gewesen sein. Kanonen, Pulver, Waffen, Essen - alles musste nach hier oben geschleppt werden. Wir gehen über Treppenstufen steil nach unten zum Burggarten. Dort rasten wir und erholen uns von der bisher erlebten Historie und auch von den Strapazen der neuzeitlichen Hängebrücke. Wiggerl trifft wieder ein.
Nach einer Stunde rüstet unser Wanderleiter zum Aufbruch. Außerhalb entlang der Burgmauern sparen wir uns den Aufstieg nach oben durch die Ruine. Dann folgt auf den kurzen Abstiegsweg nach unten der steile Anstieg zur Festung Schlosskopf. Der hat es mit vollem Bauch in sich. Und so mancher von uns wünscht sich insgeheim, dass er vielleicht nicht so viel essen hätte sollen. Im Schatten geht es mit schnellem Höhengewinn nach oben. Teils über Stufen, teil über wurzeligen Steig. Eine halbe Stunde später legt sich der Steig zurück und bringt uns auf der Nordseite etwas gemächlicher dem Gipfelplateau entgegen. Aus dem Nichts taucht die Festungsmauer oberhalb auf. Ein Linksschwenk an der Festungsmauer entlang und durch das große Mauertor hinein in den geschichtsträchtigen weiten Platz. Im Jahre 1733 wurde mit dem Festungsbau nach modernsten militärischen Erkenntnissen begonnen.
Von dieser Festungsanlage, die am Schlosskopf auf 1250 m Höhe direkt oberhalb der Burg Ehrenberg liegt, wurde die Burg beschossen. Der harte Beschuss veranlasste die Bayern sich aus der Burg zurück zu ziehen und diese aufzugeben. In der Festungsanlage gibt es viel zu erkunden. Der Schatz, der Nachbau des großen hölzernen Lastenkrans, die Kasematten, die für damalige Zeiten bombensicher ausgelegt waren, die unterirdisch angelegte Wagenwendeschleife. Beachtlich ist auch die Größe der Anlage, die lange Zeit dem Verfall ausgesetzt war.
Auch von hier ist die Aussicht hinunter nach Reutte und die Fernsicht auf die umgebenden Berge unbeschreiblich schön. Langsam rüsten wir zum Aufbruch. Wir verlassen die Festungsanlage auf der Westseite am großen mit Steinen gefüllten Stahlkreuz vorbei. Gehen den breiten Fahrweg am Schlossberg entlang weiter sanft abwärts. Minuten später zweigt unterhalb des Schlossberggipfels nach links ein schmaler Bergsteig ab, in den wir einbiegen. Am Sagen umwobenen Goldloch vorbei, geht es schattig im Wald mit angenehmen Höhenverlust nach unten. Selbstverständlich muss ich meine Hand in das Loch stecken, um zu erkunden, ob nicht doch ein kleines Goldstück darauf wartet, von mir mitgenommen zu werden. Eine Dreiviertelstunde später treffen wir auf den Historischen Weg, den wir nach rechts weiter zur Klause gehen. Zehn Minuten danach kommen wir auf der Talstraße an. Im Biergarten des Salzstadls wird abermals gerastet und bei Kaffee und Kuchen über die vielfältigen Eindrücke der schönen und lehrreichen Wanderung geplaudert.
Anstieg ca, 4 Std. / 7,3 km / 355 Hm / leichte Bergwanderung