© Anne Zeller

Von Schneeflocken und Schneepferdchen

Text & Fo­tos: An­ne Zel­ler

06.02.2023

Grund­kurs „Si­cher Berg­stei­gen im Win­ter“ 20.-22.01.2023

Mit Schnee­flo­cken fängt al­les an: Zu­erst hof­fen un­se­re Kurs­lei­ter Nor­bert und Mi­chi sehn­lichst auf Schnee­flo­cken – denn bis we­ni­ge Ta­ge vor dem dies­jäh­ri­gen Grund­kurs „Si­cher Berg­stei­gen im Win­ter“ liegt fast über­haupt kein Schnee rund um un­se­ren Kurs-Stütz­punkt Al­ber-Link-Hüt­te am Spit­zingsee. Dann hat Frau Hol­le aber doch Er­bar­men und schüt­telt pünkt­lich zum Kurs­wo­chen­en­de kräf­tig ih­re Bet­ten: In Sum­me wird es an die­sem Wo­chen­en­de gut 50 cm schnei­en. Ein Traum!

Um Schnee­flo­cken, ih­re Struk­tur und vor al­lem wie sie sich im Lau­fe ih­res Le­bens ver­än­dern geht’s am Frei­tag zum Start in di­ver­sen Vor­trä­gen und Ar­beits­grup­pen auf der Hüt­te: Schnee kann sich auf­bau­end und ab­bau­end um­wan­deln, kann sich bin­den – und eben auch als Schnee­brett ab­rut­schen. Das zu ver­ste­hen, Tou­ren ent­spre­chend zu pla­nen und die Si­tua­ti­on im Ge­län­de zu er­ken­nen ist ein Ziel die­ses Kur­ses. Und da­zu ge­hört ne­ben al­ler Theo­rie na­tür­lich ganz viel drau­ßen im Schnee sein:

Nach ei­ner ver­schnei­ten Nacht tei­len wir uns in zwei Grup­pen auf und mar­schie­ren dick ein­ge­packt ins Ge­län­de – wenn auch nur zum Übungs­hang und nicht in rich­tig la­wi­nen­ge­fähr­de­tes Ge­län­de. Doch der Neu­schnee der letz­ten Ta­ge reicht, um die La­wi­nen-Ver­schüt­te­ten-Su­che (LVS) zu üben, Spitz­keh­ren zu trai­nie­ren, das Son­die­ren zu tes­ten und ne­ben­bei viel zu la­chen. Mi­chi und Nor­bert wer­den da­bei tat­kräf­tig von Ze­no und An­ne un­ter­stützt. Am En­de des Sams­tags gibt es – ge­stärkt nach Kaf­fee und Ku­chen – im war­men Se­mi­nar­raum noch einen Film, der das bis­her Ge­lern­te an­schau­lich wie­der­holt.

Wie­der­ho­lung ist gut, An­wen­dung ist bes­ser: Da­her nut­zen wir den Abend zur Tou­ren­pla­nung. Wir tei­len uns in drei Grup­pen auf. Je­de Grup­pe darf mit Un­ter­stüt­zung ei­nes Tou­ren­lei­ters, di­ver­sen Kar­ten, dem ak­tu­el­len La­wi­nen­la­ge­be­richt, der Wet­ter­pro­gno­se und der DAV Snow­card ih­re Ski­tour für Sonn­tag pla­nen. Nor­berts Grup­pe plant den Stol­zen­berg, Mi­chis Leu­te wol­len auf den Rot­kopf und die Grup­pe von An­nes Team peilt den Läm­pers­berg an. Nach er­folg­rei­cher Pla­nung rat­schen die einen noch beim wohl­ver­di­en­ten Betth­up­ferl-Ge­tränk, wäh­rend die an­de­ren lie­ber schon ins La­ger ver­schwin­den.

Am Sonn­tag gibt’s beim Blick aus dem Fens­ter dann wie­der: Schnee­flo­cken! Aber tat­säch­lich nicht mehr am bzw. vom Him­mel, das heißt es schneit nicht mehr. Die drei Grup­pen star­ten, mehr oder we­ni­ger pünkt­lich ☺, zu ih­ren Tou­ren. Da­bei darf je­der aus der Grup­pe ei­ne Etap­pe füh­ren. Am Vor­abend ha­ben wir Check­punk­te an kri­ti­schen Stel­len der Tour ver­ein­bart, an de­nen wir ge­mein­sam dis­ku­tie­ren: Was hat­ten wir an die­ser Stel­le er­war­tet? Wie sieht der Hang tat­säch­lich aus? Gibt es Alarm­zei­chen wie Wind­zei­chen, Wet­ter­ver­schlech­te­rung oder so­gar klei­ne Lo­cker­schnee­rut­sche? Wie geht es uns? Sind wir noch in un­se­rer Zeit­pla­nung? Denn wir wol­len al­le pünkt­lich um 13 Uhr zu­rück auf der Hüt­te für die Ab­schluss­be­spre­chung sein.

Den letz­ten Punkt kann nur ei­ne Grup­pe nicht ganz er­fül­len, aber so ist das eben auf (Ski-) Tour: Es lässt sich viel pla­nen, aber nicht im­mer al­les plan­mä­ßig um­set­zen. Den­noch kom­men al­le drei Grup­pen heil zu­rück zur Hüt­te (was man je­doch nicht von je­dem Ski­be­lag be­haup­ten kann: Es hat­te zwar viel Neu­schnee, aber nicht viel Grund­la­ge, um al­le Stei­ne zu über­de­cken…). Bei der Ab­schluss­be­spre­chung gibt’s den­noch aus­nahms­los grin­sen­de Ge­sich­ter und ein ge­mein­sa­mes Fa­zit: Viel ge­lernt, viel ge­lacht! Und Nor­bert und Mi­chi kön­nen al­len Teil­neh­mern mit gu­tem Ge­wis­sen das (von Teil­neh­mer Diet­mar „er­fun­de­ne“) Schnee­pferd­chen ver­lei­hen.