Danach treibe ich zum Aufbruch: Unsere Spuren zum Gipfel sind bereits zugeschneit und/oder verweht. Ich will möglichst schnell zurück zum Gletscher, denn da brauche ich eine Spur um einen schnellen, sicheren Weg zurück zu finden. Sonst wird das eine lästige Aktion mit GPS und Kompass…
Also geht es zügig, aber weiterhin konzentriert zurück über den Grat. Alle aus der Gruppe sind wirklich sicher und souverän in diesem alpinen Gelände, bin ich froh! An der Buin Lücke seilen wir so schnell es geht an und dann geht’s auf, immer der Spur im weißen Nirgendwo nach – man kann sie zum Glück gerade noch so erkennen. Im Abstieg habe ich trotzdem kurzfristig das Gefühl, dass wir wieder bergauf gehen – typisch, wenn man um sicher herum gar nichts mehr sieht außer Weiß. Ich checke kurz per GPS: Zum Glück sind wir genau „auf Spur“.
Als wir am Gletscherende ankommen, treffen wir wieder auf zwei andere Gruppen. Und wir sehen wieder mehr. Jetzt heißt‘s erstmal in Ruhe Pause machen! Der Abstieg über den zum Teil mit Rollsplit ausgelegten Gletscherschliff fordert nochmal Konzentration, aber wir merken alle deutlich, dass die Anspannung nachlässt (zumindest meine Anspannung). Immer noch leichter Schneefall begleitet uns bis zur warmen Hütte. Hier gibt es zum Glück wunderbare Trockenschränke für die Ausrüstung, denn die ist mittlerweile richtig nass. Wir nutzen den Nachmittag für Powernaps, Ratschen, Kaffee und Kuchen und ein nicht enden wollendes Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel.
Am nächsten Morgen begrüßt uns (wieder) eine eingeschneite Landschaft. Und es schneit bzw. schneeregnet. Da fällt die Entscheidung leicht und es protestiert auch niemand, als ich den Plan für Sonntag unterbreite: Statt wie geplant über das Hohe Rad abzusteigen, nehmen wir den direkten Hüttenabstieg zurück zur Bielerhöhe. Mit den Erinnerungen an unsere sehr alpine Tour und der Aussicht auf das heimische Sofa sind alle zufrieden.
Fazit: Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass wir den Gipfel erreichen. Vielen Dank und großes Lob an die Gruppe, ihr seid wirklich fit und diese Wintertour im August wird noch lange in Erinnerung bleiben!